Beim Goldpreis ist in diesem Jahr eine überraschende Entwicklung zu beobachten: Mit 2.232,10 US-Dollar je Feinunze erreichte dieser Ende März 2024 einen neuen Rekordstand – eine Entwicklung, die von vielen Experten nicht erwartetet worden ist. Denn aus fundamentaler Sicht spricht seit Jahresbeginn viel für einen sinkenden Goldpreis. Doch warum ist der Kurs des Edelmetall dann so gestiegen? Die Antwort liegt in dem neu entfachten Goldhunger diverser Zentralbanken. So haben sich die Goldkäufe mehrerer Notenbanken in den vergangenen zwei Jahren vervielfacht. Warum das so ist und weshalb sich diese Entwicklung fortsetzen wird, soll in diesem Beitrag betrachtet werden.
Entwicklung der Anlagemärkte im April 2024
Nach dem guten Start im Januar und Februar legten die Aktienmärkte ab März eine Verschnaufpause ein, was sich im April fortsetzte. Der April 2024 war ein schwieriger Monat sowohl für die Aktien- als auch für die Rentenmärkte. So sorgten hohe Inflationsdaten in den USA und auf den ersten Blick schwache Zahlen zum US-BIP für das erste Quartal für Befürchtungen, dass die Zentralbanken die Geldpolitik nicht so rasch lockern könnten, wie zuvor erhofft.
Die Märkte gehen für die USA nun von ein bis zwei Zinssenkungen weniger aus und der Zeitpunkt der ersten Zinssenkung wurde weiter nach hinten verschoben. Die Folge: Aktien aus entwickelten Finanzmärkten fielen um 3,7 Prozent. Die Rentenmärkte litten ebenfalls unter der veränderten Zinserwartung. Dabei machten Wachstumswerte und Substanzwerte wieder ähnliche Entwicklungen.
So musste der amerikanische wachstumsorientierte Aktienindizes NASDAQ 100 Index einen Rückgang von -4,5 Prozent verbuchen. Der substanzorientierte Dow Jones Industrial Average Index war mit -5,0 Prozent gegenüber dem Vormonatsniveau noch schlechter unterwegs. Dagegen konnte der S&P 500 Index mit -4,2 Prozent bei den wichtigen US-Indizes, noch das beste Ergebnis erreichen. Er hatte damit gegenüber dem Dow Jones Industrial Average Index und dem NASDAQ 100 Index die Nase vorn.
Aktienmärkte April 2024
An den europäischen Aktienmärkten ging es dem amerikanischen Trend folgend auch etwas aufwärts. Der deutsche DAX Index musste einen Rückgang von -3,0 Prozent verbuchen. Beim italienischen FTSE MIB ging es mit -2,9 Prozent auch wieder nach unten. Der französische CAC 40 Index konnte sich dem Abwärtstrend auch nicht entziehen und erzielte -2,7 Prozent gegenüber dem Vormonat ein nicht so optimales Ergebnis. Es gab aber auch einen Gewinner. Der britische FTSE 100 Index konnte zwar seine Performance aus dem Vormonat nicht halten, lag aber mir +2,4 Prozent weiter bei einem Zugewinn.
Auch der spanische IBEX 35 Index musste mit -2,0 Prozent einen Rückgang verkraften und konnte nicht die gute Marktentwicklung der Vergangenheit anknüpften. Dagegen konnte der österreichische ATX Index mit +0,7 Prozent gegen den allgemeinen Trend einen Zuwachs erzielen.
Diesem Trend konnte sich der Eurostoxx 50 Index im Ergebnis nicht entziehen und musste mit -3,2 Prozent einen stärkeren Rückgang gegenüber dem Vormonat hinnehmen. Auch beim marktbreiten Stoxx Europe 600 Index wurde die bisherige positive Stimmung durch einen Rückgang von -1,5 Prozent abgelöst.
Dagegen gab es in Asien hingegen wieder ein uneinheitliches Bild, allerdings war dies nun anders herum. So folgte der japanische NIKKEI 225 Index dem allgemeinen Trend und musste mit -4,9 Prozent einen kräftigen Rückgang verkraften. Die chinesischen Aktienwerte konnten dagegen ihren bisherigen Aufwärtstrend weiter verfolgen. So konnte der Hang Seng Index mit +7,4 Prozent einen stattlichen Zuwachs erzielen, während sich der Shanghai Composite Index mit +1,9 Prozent begnügen musste. Zumindest konnten sich die chinesischen Märkte vom weltweiten Abschwung an den Börsen abkoppeln.
Beim weltweiten MSCI World Index hinterließ der allgemeine Abwärtstrend an den Börsen auch seine Spuren und er musste mit -2,9 Prozent wie der grobe Durchschnitt der Indizes einen Rückgang verkraften.
Anleihe- und Rohstoffmärkte April 2024
An den Rohstoffmärkten kam es teilweise zu leichten bis starken Zuwächsen, was sich beim Ölpreis mit nur +2,0 Prozent nieder schlägt. Bei den anderen Industriemetallen sah die Entwicklung etwas dynamischer aus. Kupfer bewegte sich mit +14,0 Prozent wieder nach oben. Nickel konnte nach dem Einbruch im Vormonat dagegen einen Zuwachs von +19,0 Prozent verbuchen. Der Goldpreis konnte mit +5,5 Prozent seinen Trend aus dem Vormonat weiter verfolgen. Auch bei Aluminium ging es nach dem positiven Trend im Vormonat mit +12,2 Prozent in diesem Monat nochmals stark nach oben.
Beide großen Notenbanken der Welt, die amerikanische Federal Reserve System (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB), verfolgen weiter eine datenabhängige Ausrichtung und sehen weiter keine Veranlassung an der Leitzinsenschraube zu drehen. Insbesondere bei den US-Leitzinsen hat sich die Markterwartung auf fallende Zinsen weiter nach hinten und auf ein insgesamt geringeres Ausmaß verschoben. Die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen stiegen auf 4,7 Prozent und die deutschen Bundesanleihen gingen auf 2,3 Prozent zurück.
Durch ein widerstandsfähiges wirtschaftliches Umfeld und die Gefahr einer Eskalation im Nahen Osten gingen die Rohstoffpreise in die Höhe. Der Bloomberg-Rohstoffindex legte um 2,7 Prozent zu. Die Inflation in der Eurozone blieb mit 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum stabil. Durch das weniger inflationsgeprägte Umfeld in Kombination mit einem stabilen, wenn auch langsamen Wachstum in der Eurozone ließ die Finanzmärkte zuversichtlicher werden, dass die EZB die Zinsen früher senken wird als die Fed.
Die erstaunliche Rekordjagd vom Gold
Der Goldpreis nimmt seit Jahresbeginn eine überraschende Entwicklung und erreichte mit 2.232,10 USD je Feinunze zum Quartalsende Q1 einen neuen Rekordstand. Viele Experten wurden durch diese Entwicklung auf dem falschen Fuß erwischt, denn aus fundamentaler Sicht war nämlich eher von einem sinkenden Goldpreis ausgegangen worden. Schließlich sind die Zinsen seit Jahresbeginn wieder gestiegen, die Aktienmärkte entwickeln sich gut.
Auch die Kurse von konkurrierenden Kryptowährungen haben eine starke Entwicklung, der Dollar hat leicht aufgewertet und eine globale Rezession ist bislang nicht in Sicht. Auch die öffentlich recherchierbaren Kapitalflüsse sollten eigentlich für einen schwächeren Goldpreis sprechen. So haben private und institutionelle US-Anleger im Januar und Februar diesen Jahres, aus den zwölf größten Gold-ETFs Gelder im Gegenwert von fast 4,8 Mrd. USD abzogen. Doch warum hat sich das Edelmetall dann verteuert?
Zum einen dürften das Näherrücken der Zinswende in der westlichen Finanzwelt und die weiter steigenden geopolitischen Unsicherheiten sowie die globale Wachstumsverlangsamung eine gewisse Rolle spielen. Die entscheidende Ursache liegt aber in dem neu entfachten Goldhunger von diversen Zentralbanken. So haben sich die Goldkäufe mehrerer Zentralbanken in den vergangenen zwei Jahren vervielfacht.
Die Folge: Fast ein Drittel der weltweiten Goldminenförderung wurden von den Notenbanken aufgekauft. Der Grund ist geopolitischer Natur. So begann Russland kurz nach der Krim-Annexion 2014, sich von seinen Beständen in US-Staatsanleihen zu trennen und im Gegenzug Gold zu kaufen. Als Reaktion auf den Ukrainekrieg froren westliche Regierungen nahezu alle Devisenreserven Russlands ein. Für viele autoritäre Regime war dies eine Warnung für die eigene Verletzlichkeit und begannen ihre Reserven umzuschichten.
Notenbanken sind weltweit auf Einkaufstour
Unter diesen Staaten spielt China, das seit anderthalb Jahren seine Goldbestände aufbaut, eine Sonderrolle. Obwohl die handels- und geopolitischen Spannungen mit den USA stetig zunehmen, hält das Land noch 800 Mrd. USD in US-Staatsanleihen und weitere 2.500 Mrd. USD in liquiden Devisenreserven. Bei einer größeren Konfrontation mit der westlichen Welt, können diese dann auch unter Sanktionsrisiken fallen. In Chinas Notenbankbilanz macht Gold lediglich nur 4 Prozent aus, wodurch hier noch reichlich Nachholpotenzial schlummert.
Aber auch unabhängige Staaten bauen ihre finanzielle Abhängigkeit von den USA ab und tauschen große Teile ihres Staatsvermögens in das Edelmetall. Die BRICS-Staaten und wohlhabende Länder im Mittleren Osten und Asien fallen in diese Kategorie. In der Summe haben die Zentralbanken im Jahr 2023 global mehr als das Vierfache der Menge aufgekauft, die von ETF-Investoren in den USA verkauft wurde.
Eine Trendwende ist dabei nicht in Sichtweite, da die Angst vor Sanktionen bei den betroffenen Staaten und eine tief sitzende Unzufriedenheit mit der westlichen Hegemonie groß ist. Auch von privaten Goldkäufern außerhalb der USA dürfte der Rückenwind erhalten bleiben. So sorgen sich in Indien die Menschen über die hohe Inflation und in China sind Immobilien- und Aktienmarkt so tief in der Misere, dass sich die Anleger dem Gold zugewandt haben.
Überall dort, wo die Wirtschaft in eine Rezession abgeglitten ist, beispielsweise in Großbritannien, einigen Ländern der EU und in Südamerika, ist die private Nachfrage nach dem gelben Metall angezogen. Daher ist der steigende Goldpreis für Finanzexperten als Startpunkt für einen längerfristigen Bullenmarkt und nicht als eine kurzfristige Übertreibung zu sehen.
Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung im April 2024
Die aktuellen Informationen zur Konjunktur und dem monetären Umfeld sind zwar differenziert, in der Summe aber leicht positiv für Aktien und Unternehmensanleihen. Trotz einer verhaltenen Konjunktur ist in Europa zumindest keine weitere Abschwächung erkennbar, im Industriebereich ist die Datenlage sogar leicht positiv. In den USA präsentiert sich die Wirtschaft derzeit in einer robusten Verfassung. Die Berichtssaison der Unternehmen ist noch jung. Dennoch hat sie schon einige prominente positive Überraschungen hervor gebracht, beispielsweise im Technologiesektor Europas. Das monetäre Umfeld wird von einer gegenüber 2023 deutlich reduzierten Inflation und der realistischen Erwartung sinkender Notenbankzinsen in diesem Jahr bestimmt.
Kurzfristig mussten zwar am Finanzmarkt unrealistische Hoffnungen bezüglich Zeitpunkt und Ausmaß von Zinssenkungen revidiert werden, der Ausblick auf tiefere Notenbankzinsen bleibt dennoch relevant. Bezüglich der Inflation werden weitere Fortschritte schwieriger zu erzielen sein und ein temporärer Wiederanstieg wäre nicht überraschend. Als stark verzögerte Reaktion des Zinsanstiegs bleibt eine wirtschaftliche Schwächephase im Jahresverlauf ein laufend zu beurteilendes Szenario. Ein Abschwung lässt sich zeitlich allerdings sehr schwer abschätzen. Auch lassen einige Entwicklungen der letzten Jahre vermuten, dass der derzeitige Wirtschaftszyklus länger dauern könnte als üblich.
Vor diesem Hintergrund spielt ein allfälliges Rezessionsszenario derzeit keine prägende Rolle in der Anlagestrategie. Im Moment gibt es ein recht gutes Umfeld für Staatsanleihen und bonitätsmäßig gute Unternehmensanleihen. Diese könnten auch von einer Konjunkturschwäche profitieren und damit eine mögliche Absicherung gegen Verluste am Aktienmarkt in einem Rezessions-Szenario bieten. Dennoch sollte die Aktienallokation übergewichtet bleiben, mit einem Hauptaugenmerk auf Europa und die USA.
Basisinvestment und Anlagethemen 4/2024
Als Basisinvestments sind in diesem Umfeld dividendenorientierte Anlagen eine gute Wahl. Auch ausgewählte Mischfonds sind eine gute Strategie. Für längerfristige Anlagethemen ist ein Fokus auf die „Alternde Gesellschaft“, die „Digitalisierung“, die „Automatisierung“ und Klimawandel und Infrastruktur aussichtsreich. Im Anleihenbereich sind weiterhin Unternehmensanleihen aus dem Euroraum dem Vorzug gegenüber Staatsanleihen zu geben. Auch Anleihen von aufstrebenden Ländern und Unternehmen in Hartwährungen sowie Wandelanleihen können als Ergänzungsanlage für eine Depotbeimischung dienen. Auch offene Immobilienfonds können wegen ihrer geringen Schwankungsbreite zur Depotstabilisierung beitragen.
wichtiger Hinweis zum Anlagekommentar 4/2024:
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Externe Quellen:
- Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
- Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
- Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
- Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
- Bereich “Die erstaunliche Rekordjagd vom Gold“ von HRK LUNIS AG
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