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Rohstoffe stehen vor einem Comeback: Die Gründe und die Aussichten

Edelmetall

Im Jahr 2023 konnte der Rohstoffsektor nicht mit der Kursentwicklung bei den globalen Aktien mithalten. So hatten es insbesondere Industriemetalle schwer. Denn gleich mehrere Faktoren drückten auf die Preise, welche sich nach Corona wieder gut erholt hatten. Aktuell spricht aber einiges dafür, dass sich in diesem Jahr das Bild wieder drehen könnte. Besonders interessant dabei: Das Anlagesegment ist unglaublich vielseitig und teilweise nur sehr gering mit Aktien oder Anleihen korreliert. Gerade in unsicheren Marktphasen können Sie daher eine hervorragende Beimischung für das Depot sein.

Fulminanter Anstieg und Abwärtstrend innerhalb von einem Jahr

Nach einem fulminanten Start im ersten Quartal 2023 mit zweistelligen Zuwachsraten bei vielen Rohstoffen folgte ein Abwärtstrend, der die Preise bis zum Jahresende deutlich ins Minus drückte. Die Gründe für diese Entwicklung waren vielfältig:

So verlangsamte sich das globale Wirtschaftswachstum 2023 merklich. Die USA und China, die zwei größten Rohstoffverbraucher der Welt, zeigten schwächelnde Konjunkturdaten. Infolge der geringeren Nachfrage nach Rohstoffen und relativ hohen Lagerbeständen gerieten die Preise unter Druck. Aufkommende Rezessionsängste und geopolitische Spannungen veranlassten dann auch viele Anleger dazu, ihre Investitionen in riskantere Anlagen wie Rohstoffe oder Aktien zu reduzieren. Sicherlich spielte dabei auch eine Rolle, dass im Zuge der Zinserhöhungen Anleihen wieder zu einer echten Investment-Alternative wurden.

Die hohen Leitzinsen in den USA, Europa und anderen führte außerdem zu einem Anstieg der Kapitalkosten und dämpfte die Investitionsbereitschaft in rohstoffintensive Branchen. Hinzu kam dann noch die Stärke des US-Dollars. Dieser wertete gegenüber anderen Währungen deutlich auf. Das verteuerte Rohstoffe für Käufer aus anderen Ländern und trug ebenfalls zur sinkenden Nachfrage bei.

Vieles ist in diesem Jahr bei den Rahmenbedingungen anders

Aktuell gehen allerdings viele Experten davon aus, dass sich die meisten dieser Faktoren im Jahresverlauf umkehren werden und damit auch eine Kehrtwende am Rohstoffmarkt auslösen sollten. Das Jahr 2024 steht etwa – im Gegensatz zum Vorjahr – ganz im Zeichen von Zinssenkungen, die von sowohl der Federal Reserve System (Fed) als auch der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet werden.

Auch eine Erholung der Wirtschaft Chinas steht im Fokus der Märkte. Pekings jüngste Schritte, wie die Stabilisierung des Immobiliensektors und insbesondere die Förderung von Solarzellen, Lithium-Ionen-Batterien und Elektrofahrzeuge, könnten eine positive Wirkung auf die Preise haben. Chinas erklärtes Ziel bleibt es, bei erneuerbarer Energie eine weltweit führende Rolle einzunehmen.

Internationale Entwicklungen deuten ebenfalls auf eine verstärkte Unterstützung für die Energiewende hin. Maßnahmen wie die Fit-for-55-Rechtsvorschriften der Europäischen Union und die Diskussionen auf der UN-Klimakonferenz zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen könnten die Dynamik der Energiewende wiederbeleben und die Nachfrage nach Rohstoffen im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien ankurbeln.

Geringere Fördermengen sorgen für schwaches Angebot

Neben der positiven Erwartung für die Nachfrage stimmt auch die Situation der Angebotsseite hoffnungsvoll für Preisanstiege bei Rohstoffen. Bestes Beispiel hierfür ist Kupfer. So zeichnete etwa der CEO von Glencore, einem der weltweit größten Kupferproduzenten, ein pessimistisches Bild: Aufgrund der niedrigen Preise würden kaum neue Förderprojekte in Auftrag gegeben. Gleichzeitig wären die Lagerbestände bereits weltweit zurückgegangen, was auf eine Knappheit am Kupfermarkt hinweist.

Die Zurückhaltung bei der Produktion wird auch durch andere Faktoren wie sinkende Erzgehalte, Umweltrisiken und soziale Proteste beeinflusst. Proteste haben beispielsweise zur Schließung der größten Kupfermine Panamas geführt. Auch in anderen wichtigen Kupferproduktionsländern wie Chile und Peru gibt es Herausforderungen, darunter Wasserknappheit und soziale Unruhen.

Gold stemmt sich gegen den Trend

Doch Rohstoffe sind natürlich noch mehr als nur Industriemetalle. Gerade Gold war aufgrund der hohen Inflation in aller Munde und bei Anlegern begehrt. Während die Industriemetalle die letzten zwölf Monate leiden mussten, erreichte das Edelmetall zuletzt ein Rekordhoch nach dem anderen.
Die für dieses Jahr erwarteten Zinssenkungen haben schon jetzt einen positiven Einfluss auf den Goldpreis. Obwohl die Fed bei ihrer jüngsten Sitzung die Zinssätze unverändert ließ, deuteten die getroffenen Aussagen darauf hin, dass die Priorität der Notenbank eher dem Wirtschaftswachstum als der Bekämpfung von Inflation gilt. Sollte die Inflation damit länger auf hohem Niveau verbleiben, wäre dies ein gutes Umfeld für Edelmetalle.

Goldpreis und die Entwicklung

Einige Experten prognostizieren daher weiter steigende Goldpreise, wobei die UBS und JP Morgan einen Anstieg der Preise auf 2.200 bis 2.500 US-Dollar pro Unze in diesem Jahr vorhersagen. Bei diesen Prognosen spielt auch eine Rolle, dass die Notenbanken zur Goldnachfrage beitragen. In den letzten Jahren haben Zentralbanken und Staaten bereits Rekordmengen an Gold gekauft, was zuletzt etwa zehn bis 15 Prozent zur Goldpreisentwicklung beitrug. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, insbesondere in Schwellenländern, die Gold als Absicherung gegen Sanktionen nutzen.

Auch China nimmt bei der Nachfrage wieder eine besondere Rolle ein. Angesichts der Krise auf dem chinesischen Immobilien- und Aktienmarkt steigt die Nachfrage der chinesischen Anleger nach Gold. Im vergangenen Jahr stieg die Nachfrage nach Barren und Münzen um 28 Prozent, während die Nachfrage nach Schmuck um zehn Prozent zunahm.

Rohstoffe sorgen für Stabilität im Anlagedepot

Industriemetalle, Gold oder Öl: Rohstoffe lassen sich nicht über einen Kamm scheren und entwickeln sich in verschiedenen Marktphasen oft sehr unterschiedlich. Dies kann auch für Anlegerdepots von Vorteil sein. Denn die Beimischung von Rohstoffen in ein Portfolio aus Aktien und Anleihen wirkt nicht nur als Inflationsschutz, sondern trägt auch zur Diversifikation bei. Rohstoffrenditen korrelieren historisch gesehen negativ mit Anleihen und nur leicht positiv mit Aktien. Gerade wenn das klassische Aktien/Anleihen-Portfolio schwächelt, können Rohstoffe also ihre Stärken ausspielen und Verluste eindämmen.

Die Preise von Rohstoffen hängen von anderen Faktoren ab als die Märkte für Aktien und Anleihen. Ereignisse wie Förderprobleme oder politische Unruhen in einem Land können die Preise für bestimmte Rohstoffe unabhängig von der Entwicklung der Aktienmärkte beeinflussen. Zudem variieren die Preisentwicklungen der einzelnen Rohstoffe untereinander oft erheblich.

Fazit

Insgesamt scheint der Ausblick für Rohstoffe im Jahr 2024 von einer Kombination aus geldpolitischen Entscheidungen, chinesischen Wirtschaftsmaßnahmen und internationalen Trends in Richtung erneuerbare Energien geprägt zu sein. Der zuletzt unterschätzte Sektor könnte damit wieder ein interessantes Investitionsziel werden, insbesondere im Kontext der Energiewende und des zunehmenden Bedarfs an Rohstoffen für innovative Technologien. Wer den Fokus auf eine breite Streuung im Depot legt, um das Gesamtrisiko zu senken und ungewollte Überraschungen zu vermeiden, sollte daher dieses Anlagesegment nicht links liegen lassen.

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