Bei den Baufinanzierungszinsen sieht es ganz danach aus, als wollten sie sich zum Ende des Jahres versöhnlich zeigen: Nachdem sie sich vor zwei Monaten noch der 4-Prozent-Marke näherten, sanken sie in den letzten Wochen auf 3,48 Prozent und erreichten damit ungefähr das Niveau vom Jahresbeginn. Was sind die Hintergründe dieser Entwicklung, welche Zinsprognose ist für das kommende Jahr möglich und wie kann die aktuelle Fördersituation in Deutschland bewertet werden.
Die erwarteten Zinsrückgänge wurden von den Finanzierungsinstituten bereits berücksichtigt
In den vergangenen Wochen hatten alle relevanten Parameter, welche die die Entwicklung der Baufinanzierungszinsen beeinflussen, eines gemein: Sie gingen nach unten. So sank die Inflation im Euro-Raum im November 2024 auf 2,4 Prozent und in Deutschland auf 2,3 Prozent. Auch die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel von 2,7 Prozent Mitte November auf rund 2,3 Prozent Mitte Dezember. Der Zusammenhang zu den Baufinanzierungszinsen besteht zwar nur indirekt – dennoch sind die Indikatoren richtungsweisend. Denn sowohl in Deutschland als auch im Euro-Raum wurden zuletzt Rückgänge der Inflationsraten gesehen, die über der Markterwartung lagen.
Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) zurückhaltend. Die Zentralbanker werden nicht müde, dem Markt zu vermitteln, dass die Geldpolitik über einen längeren Zeitraum ausreichend restriktiv bleiben muss, um Preisstabilität zu gewährleisten. Daher stehe eine Zinssenkung momentan nicht zur Diskussion. Dennoch äußerten in den vergangenen Wochen verschiedene Ökonomen die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank spätestens im zweiten Halbjahr 2024, möglicherweise sogar bereits im ersten, den Leitzins senken wird.
Der Kapitalmarkt hat aktuell nicht nur eine neutrale Haltung der EZB einkalkuliert, sondern geht von mindestens zwei bis drei Zinssenkungen im kommenden Jahr aus. Aus dieser Erwartung heraus, kam es in den vergangenen Wochen maßgeblich zum Rückgang der Bauzinsen.
Ausblick 2024: Wie werden sich die Bauzinsen im neuen Jahr entwickeln?
Die Inflationsentwicklung und Preisdynamik in Deutschland sowie in der Euro-Zone werden darüber entscheiden, ob oder wann und wie oft die EZB im kommenden Jahr den Leitzins senken wird. Noch muss abgewartet werden, inwieweit sich die geldpolitischen Straffungen der vergangenen Monate auf die Wirtschaft auswirken. Die Experten sind sich jedoch sicher, dass der Zinshöhepunkt erreicht ist und rechnen damit, dass die EZB ihre neutrale Position noch eine Weile beibehält. Von Zinsanhebungen im kommenden Jahr gehen die Experten aktuell nicht aus und halten eine mögliche Senkung im dritten oder vierten Quartal 2024 für möglich.
Der Zurückhaltung der Notenbänker steht die wirtschaftliche Stagnation gegenüber, denn hier bedarf es für die Fachleute dringender Impulse: So trübt sich die Konjunktur in Deutschland und im gesamten Euro-Raum zunehmend ein. Hinzukommt, dass es auch aus den USA und aus China keine Impulse für die Wirtschaft gibt. Natürlich müssen für eine Zinssenkung die Voraussetzungen stimmen und die Inflationsrate, vor allem auch die Kerninflationsrate sollten weiter sinken und die finanzielle Stabilität gewährleistet sein.
Für die Vitalität der Wirtschaft braucht es in absehbarer Zeit jedoch entsprechende Signale der EZB, also ein, zwei kleine Zinsschritte nach unten. Für Ende 2024 rechnen die Finanzmärkte mit einem Leitzins von unter 4 Prozent. Bei den Baufinanzierungszinsen erwarten die Experten im kommenden Jahr eine Seitwärtsbewegung und gehen davon aus, dass man sich beispielsweise bei einer 10-jährigen Zinsfestschreibung in einem Korridor von 3 bis 4 Prozent bewegen wird. Dabei sollten kleinere Ausschläge eher nach unten als nach oben gehen, so die Meinung der Experten.
Derzeit gibt es wegen des Rotstifts der Bundesregierung eine unklare Förderlandschaft
Die aktuelle Haushaltskrise des Bundes macht auch vor den Fördergeldern für Wohneigentum nicht Halt. So hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bereits einige ihrer Angebote gestrichen, beispielsweise auch unter anderem das Programm 455, „Altersgerecht umbauen“. Die Programme 297 und 298 zum klimafreundlichen Neubau wurden von der KfW durch eine Zinserhöhung gegen den Markttrend massiv verteuert. Prognosen zur Entwicklung der bundesweiten Förderlandschaft in den kommenden Monaten sind derzeit schwer abzugeben, doch die Marktteilnehmer rechnen tendenziell mit weiteren Kürzungen.
Die Bundesregierung muss sparen und dafür an verschiedensten Stellen den Rotstift ansetzen. Deshalb gehen die Experten davon aus, dass auch KfW-Programme, welche für die Zukunft geplant waren, entweder gar nicht oder nur sehr reduziert umgesetzt werden. Grundsätzlich führt die momentane Haushaltssituation zu einem großen Rückschritt auf dem deutschen Immobilienmarkt, was insbesondere den Blick auf die energetischen Zielsetzungen betrifft. Schon vor der Haushaltssperre mangelte es an umfassenden Förderungen für die Transformation eines in die Jahre gekommenen Wohnbestands hin zu einem CO2-freien.
Für die Fachleute wird die staatliche Förderung von Bestandsimmobilien schon viel zu lange vernachlässigt. Dabei sind Zuschüsse oder zinsgünstige Förderkredite mit Blick auf die Leistbarkeit oft auschlaggebend für potenzielle Käufer. Deshalb raten die Experten all jenen, die mit einer Immobilie der Energieeffizienzklasse G oder H liebäugeln, bereits im ersten Schritt einen Experten hinzuzuziehen, beispielsweise einen Energieberater. So lassen sich Modernisierungs- und Investitionsumfang gut abschätzen.
Wenn mit sehr hohen Aufwendungen gerechnet werden muss, lohnt es sich unter Umständen, zu schauen, ob eventuell neue Förderprogramme in Aussicht stehen – möglicherweise ist Abwarten dann die richtige Strategie, um leistbar ins modernisierte und energieeffiziente Eigenheim zu kommen.
Baufinanzierungszinsen im Dezember 2023 im Vergleich zum Vormonat
Für Immobilienfinanzierer bringt das Jahresende endlich Licht am Ende des Tunnels. In der Folge gingen im vergangenen Monat die Zinsen überall herunter. Die Sollzinsen für Darlehen mit einer Zinsbindung von 5 Jahren gingen dabei auf 3,64 Prozent (Vormonat: 3,95 Prozent) zurück. Sie liegen damit weiter über den Zinsen für Kredite mit einer Zinsbindung von 10 Jahren, die auf 3,48 Prozent (Vormonat: 3,91 Prozent) gesunken sind. Die Zinsen für Darlehen mit einer Zinsbindung von 15 Jahren gingen auch herunter und liegen nun bei 3,74 Prozent (Vormonat: 4,13 Prozent). Für Baudarlehen mit einer Zinsbindung von 20 Jahren ging es auch nach unten und liegen aktuell bei einem Zinssatz von 4,00 Prozent (Vormonat: 4,26 Prozent).
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Tendenz der Baufinanzierungszinsentwicklung:
kurzfristig: fallend
mittelfristig: schwankend seitwärts
langfristig: schwankend seitwärts
Externe Quellen:
- Dr. Klein Privatkunden AG
Zinskommentar Dezember 2023 als ePaper lesen
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