In den USA läuft die Wirtschaft weiterhin erstaunlich gut. Sowohl der private Konsum als auch die Investitionen der Unternehmen haben in den letzten Quartalen recht deutlich zugelegt. Die treibenden Faktoren für den privaten Konsum – steigende Reallöhne und tiefe Hypothekenzahlungen nach einer massiven Refinanzierungsrunde während der Pandemie sind weiterhin positiv. Der historisch tiefe Schuldendienst der privaten Haushalte zeigt, dass die gestiegenen Zinsen im Mittel keine Belastung darstellen. Auch der Arbeitsmarkt ist in guter Verfassung, was sich unter anderem an den vergleichsweise tiefen Erstanträgen auf Arbeitslosengeld ablesen lässt.
Entwicklung der Anlagemärkte im Mai 2024
Nach fast fünf Jahren hat die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals wieder die Zinsen gesenkt: Von 4,0 auf 3,75 Prozent. Ein folgerichtiger Schritt angesichts der Preisentwicklung in Europa. Nachdem in der EU die Inflationsrate im Zuge der Corona-Pandemie und des russischen Überfalls auf die Ukraine bis Ende 2022 auf 10,5 Prozent nach oben geschossen war, hatte die EZB die Zinssätze so schnell wie nie zuvor massiv angehoben. Nun entspannt sich die Situation.
Im Mai 2024 haben sich die globalen Aktienmärkte erholt und kletterten teilweise auf neue Rekordstände. Haupttreiber dürfte die sich zunächst tendenziell abschwächende Inflation in den USA gegenüber dem ersten Quartal gewesen sein, was die Hoffnung nährte, dass erstmals in der Geschichte tatsächlich ein „Soft Landing“, also eine weiche Landung der US-Wirtschaft, gelingen könnte. Darüber hinaus beruhigte sich auch die geopolitische Lage etwas, was dazu beitrug, dass die Rohölpreise der Sorte Brent im Mai 2024 nach zuvor vier monatlichen Anstiegen in Folge zurückgingen.
So konnte der amerikanische wachstumsorientierte Aktienindizes NASDAQ 100 Index einen Zuwachs von +6,3 Prozent verbuchen. Der substanzorientierte Dow Jones Industrial Average Index war mit +2,3 Prozent gegenüber dem Vormonatsniveau wieder besser unterwegs. Dagegen konnte der S&P 500 Index mit +4,8 Prozent bei den wichtigen US-Indizes ein besseres Ergebnis erreichen. Er hatte damit gegenüber dem Dow Jones Industrial Average Index die Nase vorn.
Aktienmärkte Mai 2024
An den europäischen Aktienmärkten ging es dem amerikanischen Trend folgend auch etwas aufwärts. Der deutsche DAX Index konnte einen Zuwachs von +3,2 Prozent verbuchen. Beim italienischen FTSE MIB ging es mit +2,2 Prozent auch wieder nach oben. Der französische CAC 40 Index konnte sich dem Aufwärtstrend nicht anschließen und erzielte mit nur +0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat ein nicht so optimales Ergebnis. Der britische FTSE 100 Index konnte zwar seine Performance aus dem Vormonat nicht halten, lag aber mir +1,6 Prozent weiter bei einem Zugewinn.
Es gab aber auch einen Gewinner. Der spanische IBEX 35 Index konnte mit +4,3 Prozent wieder an die gute Marktentwicklung der Vergangenheit anknüpften. Auch der österreichische ATX Index konnte mit +3,6 Prozent den allgemeinen Trend folgend einen ordentlichen Zuwachs erzielen.
Die große Bandbreite bei den europäischen Werten sorgten beim Eurostoxx 50 Index dafür, dass das Ergebnis nur einen Zuwachs von +1,3 Prozent gegenüber dem Vormonat schaffte. Dabei konnte der marktbreitere Stoxx Europe 600 Index die positive Stimmung besser annehmen und mit einem Zuwachs von +2,6 Prozent noch ein passables Ergebnis abliefern.
Dagegen gab es in Asien hingegen wieder ein uneinheitliches Bild, allerdings war dies nun anders herum. So konnte der japanische NIKKEI 225 Index dem allgemeinen Trend nicht folgen und schaffte mit +0,2 Prozent nur einen kleinen Zuwachs. Die chinesischen Aktienwerte konnten ihren bisherigen Aufwärtstrend nur teilweise weiter verfolgen. So erzielte der Hang Seng Index mit +1,8 Prozent einen moderaten Zuwachs, während sich der Shanghai Composite Index mit -1,5 Prozent Rückgang begnügen musste.
Beim weltweiten MSCI World Index hinterließ der allgemeine Aufwärtstrend an den Börsen auch seine Spuren und er konnte mit +2,7 Prozent wie der grobe Durchschnitt der Indizes einen Zuwachs verbuchen.
Anleihe- und Rohstoffmärkte Mai 2024
An den Rohstoffmärkten kam es teilweise zu leichten bis starken Rückgängen, was sich beim Ölpreis mit einem Verlust von -7,7 Prozent nieder schlägt. Bei den anderen Industriemetallen sah die Entwicklung etwas moderater aus. Kupfer bewegte sich mit -1,3 Prozent wieder nach unten. Nickel konnte dagegen einen Zuwachs von +1,2 Prozent verbuchen. Der Goldpreis konnte mit +1,1 Prozent seinen Trend aus dem Vormonaten nicht weiter verfolgen. Auch bei Aluminium gab es nach dem positiven Trend in den Vormonaten mit +/-0,0 Prozent in diesem Monat nur einen Stillstand.
Auch wenn sich im Monatssaldo risikobehaftete Anlageklassen größtenteils doch gut entwickelten, gerieten die Kapitalmärkte gegen Ende des Monats nochmals unter Druck. Auslöser waren hier abermals diverse, weltweite Inflationsdaten, die sich stabiler als erwartet erwiesen und in der Folge zu einem erneuten Ausverkauf bei Staatsanleihen mit dadurch bedingten deutlich steigenden Renditen in mehreren Ländern führten. In Japan wurde sogar ein wichtiger Meilenstein erreicht, als die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen zum ersten Mal seit 2012 über 1 Prozent lag.
Es bleibt dabei: Eine auf Sicht etwas höhere Volatilität in den diversen Kapitalmarktsegmenten würde aufgrund der weiterhin etwas undurchsichtigen Gesamtgemengelage aus makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen sowie der strikt datenabhängigen Zentralbankpolitik nicht überraschen.
Sind Aktienrückkäufe ein gutes Zeichen für Kapitalanleger?
Wenn man die Börsenberichterstattung aufmerksam verfolgt, liest man häufiger davon, dass Unternehmen ihre eigenen Aktien wieder zurückkaufen oder einen solchen Schritt planen. Aber was genau bedeutet das eigentlich für Kapitalanleger? Warum machen Unternehmen das und wie unterscheiden sich Aktienrückkäufe beispielsweise von Dividendenzahlungen? Und sind Rückkäufe ein Qualitätsmerkmal bei Aktien? Dies und mehr soll im Anschluss erklärt werden.
Was sind Aktienrückkäufe und wie funktionieren sie?
Für Unternehmen gibt es grundsätzlich zwei Wege, um ihre Investoren zu belohnen: Einerseits die Zahlung einer Dividende, andererseits den Rückkauf eigener Aktien. Kauft ein Unternehmen signifikant eigene Aktien, reduziert es damit die Menge an frei gehandelten Anteilen. Möchte der Vorstand ein Aktienrückkaufprogramm auflegen, muss er zuvor das Einverständnis der Aktionäre einholen. Das geschieht zumeist im Rahmen der jährlichen Hauptversammlung. Wenn die Aktionäre dem Vorhaben Vorstands zustimmen, kann dieser die weiteren Schritte in die Wege leiten.
Um tatsächlich die Anteile zurückzukaufen, stehen den Unternehmen zwei Wege offen: Einerseits der Rückkauf über die Börse, andererseits direkt von den Aktionären. Für den zweiten Weg muss das Unternehmen seinen Aktionären ein Kaufangebot übermitteln, dass in der Regel durch einen Broker oder eine Depotbank mitgeteilt wird. Die Kapitalanleger können dann entscheiden, ob sie zu den entsprechenden Konditionen verkaufen möchten.
Wenn das Unternehmen erfolgreich Aktien zurückgekauft hat, kann es diese entweder einziehen oder verwahren. Verwahrte Aktien können zu einem späteren Zeitpunkt wieder an der Börse verkauft werden, während eingezogene Aktien gewissermaßen vernichtet werden.
Warum kaufen Unternehmen Aktien zurück?
Wie oben bereits erwähnt zählen Aktienrückkäufe als eine freundliche Kapital-Anleger-Maßnahme. Denn der Gewinn pro Aktie steigt logischerweise, wenn weniger Aktien in Umlauf sind. Das kann ebenso dazu führen, dass die Dividende pro Aktie steigt, sofern das Unternehmen eine Dividende zahlt. Dieses Aufhübschen der Aktien-Kennzahlen nennt man in der Fachsprache auch „Kurspflege“. Bei der Ankündigung größerer Rückkaufprogramme waren in der Vergangenheit immer wieder Steigerungen der Aktienkurse zu beobachten. Eine Garantie gibt es aber selbstverständlich nicht.
Neben der „Kurspflege“ gibt es noch einige andere Gründe, aus denen Unternehmen ihre eigenen Aktien zurückkaufen. Beispielsweise für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme, zur Veränderung der Kapitalstruktur von mehr Eigen- zu Fremdkapital oder strategisch zur Wahrung der Kontrolle über ein Unternehmen. Weniger Aktien im freien Markt bedeuten ein geringeres Übernahmerisiko und weniger Einfluss der Streubesitz-Aktionäre.
Aktienrückkauf und Dividendenzahlung im Vergleich
Für Investoren sind grundsätzlich beide Maßnahmen auf ihre Art interessant, wenngleich sowohl der Rückkauf von Aktien als auch die Auszahlung einer Dividende den Unternehmenswert schmälern. Aber beide sind aus Investorensicht renditeneutral. Denn auch, wenn am Ex-Tag, also dem Tag der Dividendenzahlung, der Kurswert fällt, erhält der Anleger eben die Zahlung im entsprechenden Gegenwert. Und auch, wenn der Aktienrückkauf den Unternehmenswert reduziert, wird er mit dem Kauf auf weniger Anteile verteilt, was den Aktienkurs konstant hält.
An einer Stelle unterscheiden sich Aktienrückkäufe und Dividenden aber signifikant: Da bei der Ausschüttung der Dividende ein unmittelbarer Kapitalertrag erwirtschaftet wird, wird die Dividende versteuert. Das passiert beim Rückkauf nicht, da es keine Zahlung an die verbleibenden Bestandsaktionäre gibt.
Sind Aktienrückkäufe ein Qualitätsmerkmal für Unternehmen?
Aktienrückkäufe können unter dem Strich auf verschiedene positive Eigenschaften von Unternehmen hindeuten. Etwa eine gute finanzielle Substanz und einen konstruktiven Ausblick für das eigene Geschäft. Auch die Optimierung der eigenen Kapitalstruktur kann positiv sein. Generell werten Beobachter Rückkäufe oft als Zeichen des Vertrauens, was Aktienkurse antreiben kann.
Auf der anderen Seite werden Rückkäufe immer wieder als strategische Ideenlosigkeit des Managements bewertet, was zu Lasten von Investitionen in Innovation und Wachstum geht. Auch die Verfälschung fundamentaler Kennzahlen ist kritisch zu sehen. Im schlimmsten Fall steuert ein Unternehmen seine Aktienrückkäufe zeitlich schlecht und steht nach dem Programm schlechter da als zuvor. Wie so oft bedarf es also einer genauen Einzelfallabwägung, bei der Unternehmen ganzheitlich betrachtet werden müssen, bevor man eine Anlageentscheidung trifft.
Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung im Mai 2024
Die aktuellen Informationen zur Konjunktur und dem monetären Umfeld sind zwar differenziert, in der Summe aber leicht positiv für Aktien und Unternehmensanleihen. Trotz einer verhaltenen Konjunktur ist in Europa zumindest keine weitere Abschwächung erkennbar, im Industriebereich ist die Datenlage sogar leicht positiv. In den USA präsentiert sich die Wirtschaft derzeit in einer robusten Verfassung. Die Berichtssaison der Unternehmen ist noch jung. Dennoch hat sie schon einige prominente positive Überraschungen hervor gebracht, beispielsweise im Technologiesektor Europas. Das monetäre Umfeld wird von einer gegenüber 2023 deutlich reduzierten Inflation und der realistischen Erwartung sinkender Notenbankzinsen in diesem Jahr bestimmt.
Kurzfristig mussten zwar am Finanzmarkt unrealistische Hoffnungen bezüglich Zeitpunkt und Ausmaß von Zinssenkungen revidiert werden, der Ausblick auf tiefere Notenbankzinsen bleibt dennoch relevant. Bezüglich der Inflation werden weitere Fortschritte schwieriger zu erzielen sein und ein temporärer Wiederanstieg wäre nicht überraschend. Als stark verzögerte Reaktion des Zinsanstiegs bleibt eine wirtschaftliche Schwächephase im Jahresverlauf ein laufend zu beurteilendes Szenario. Ein Abschwung lässt sich zeitlich allerdings sehr schwer abschätzen. Auch lassen einige Entwicklungen der letzten Jahre vermuten, dass der derzeitige Wirtschaftszyklus länger dauern könnte als üblich.
Vor diesem Hintergrund spielt ein allfälliges Rezessionsszenario derzeit keine prägende Rolle in der Anlagestrategie. Im Moment gibt es ein recht gutes Umfeld für Staatsanleihen und bonitätsmäßig gute Unternehmensanleihen. Diese könnten auch von einer Konjunkturschwäche profitieren und damit eine mögliche Absicherung gegen Verluste am Aktienmarkt in einem Rezessions-Szenario bieten. Dennoch sollte die Aktienallokation übergewichtet bleiben, mit einem Hauptaugenmerk auf Europa und die USA.
Basisinvestment und Anlagethemen 5/2024
Als Basisinvestments sind in diesem Umfeld dividendenorientierte Anlagen eine gute Wahl. Auch ausgewählte Mischfonds sind eine gute Strategie. Für längerfristige Anlagethemen ist ein Fokus auf die „Alternde Gesellschaft“, die „Digitalisierung“, die „Automatisierung“ und Klimawandel und Infrastruktur aussichtsreich. Im Anleihenbereich sind weiterhin Unternehmensanleihen aus dem Euroraum dem Vorzug gegenüber Staatsanleihen zu geben. Auch Anleihen von aufstrebenden Ländern und Unternehmen in Hartwährungen sowie Wandelanleihen können als Ergänzungsanlage für eine Depotbeimischung dienen. Auch offene Immobilienfonds können wegen ihrer geringen Schwankungsbreite zur Depotstabilisierung beitragen.
wichtiger Hinweis zum Anlagekommentar 5/2024:
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Externe Quellen:
- Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
- Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
- Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
- Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
- Bereich “Sind Aktienrückkäufe ein gutes Zeichen für Kapitalanleger? von DJE Kapital AG
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