Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen noch einmal unangetastet gelassen und auch die Finanzierungszinsen legen im Mai 2024 eine Pause ein. Dagegen sinkt die Inflation in Deutschland auf 2,2 Prozent, wobei die Kerninflation aber auffällig hoch bleibt. Obwohl die Europäische Zentralbank die Leitzinsen bei 4,5 Prozent belässt, sind glücklicherweise die Bauzinsen im April leicht gesunken. Die Inflationsrate in Deutschland ist dagegen erneut gesunken und nähert sich immer mehr ihrem Idealwert. Damit nähert sich die Preisentwicklung dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig eine Inflationsrate von 2 Prozent anstrebt.
Die Frage ist: Wann dreht die Europäische Zentralbank an der Zinsschraube?
Die Angst ist groß, die Inflation wieder anzutreiben, durch eine zu schnelle Leitzinssenkung. Denn bei einem Faktor bleibt ein großes Fragezeichen: Die Kerninflation. Bei der Kerninflation werden die volatilen Elemente wie Nahrungsmittel und Energie herausgerechnet, weil diese starken Schwankungen unterliegen. In Deutschland lag die Kerninflation im März 2024 bei 3,3 Prozent. Vor allem der Dienstleistungssektor hat mit seinen Preissteigerungen dazu beigetragen, dass die Kerninflation so hoch ist. Blickt man auf den Euroraum, so ist auch hier die Kerninflation mit 2,9 Prozent im März 2024 noch weit von der 2 Prozent-Zielmarke entfernt.
Da sich jedoch die Inflation im Euroraum generell weiter stabilisiert hat, dürfte sich die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer nächsten Sitzung am 6. Juni 2024 zu einer ersten Zinssenkung um 25 Basispunkte durchringen. Damit wäre zumindest die Zinswende nach einer zweijährigen Phase steigender Leitzinsen endgültig besiegelt.
Deutlich unsicherer ist jedoch der Ausblick für viele Marktteilnehmer
Man kann davon auszugehen, dass die EZB die Entwicklung der Inflation weiterhin argwöhnisch beobachten wird. Auch das Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel warnt vor zu voreiligen weiteren Zinsschritten nach unten, da Konfliktherde wie der Nahe Osten Aufwärtsrisiken für die Inflationserwartungen beinhalten. Dennoch gehen die Finanzmärkte für 2024 von zwei weiteren Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte aus.
Diese Überlegungen spielen für Immobilienkäufer aktuell keine große Rolle, da sie bereits weitestgehend in den Bauzinsen einkalkuliert sein sollten. Es wird von den Experten erwartet, dass die Bauzinsen längerfristig um ein mehr oder weniger stabiles Niveau von etwa 3,0 bis 3,5 Prozent schwanken werden. Baufinanzierungszinsen zwischen ein und zwei Prozent werden so schnell nicht wiedergesehen werden und diese Phase dürfte historisch einmalig gewesen sein.
Das renommierte Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sowie der Verband der Pfandbriefbanken die Talsohle bei den Immobilienpreisen allmählich für erreicht halten, ist zumindest ein Warnhinweis für Immobilieninteressenten. So steigen die Preise teilweise bereits wieder, wie auch andere Marktdaten zeigen. Immobilieninteressenten sollten daher ihr Kaufvorhaben nicht allzu lange aufschieben.
Was für lange Laufzeiten spricht
Baufinanzierungsexperten empfehlen derzeit Darlehenslaufzeiten mit einer Zinsbindung von 15 Jahren. Dafür spricht: Die Zinssätze von 15-jährige Hypothekendarlehen waren im Mai 2004 nur minimal höher als bei der 10-jährigen Variante. Mit einer Zinsbindung von 15 Jahren sichern Sie sich die im historischen Vergleich immer noch eher niedrigen Zinsen für eine längere Zeit.
Außerdem können Sie den Kredit nach zehn Jahren kündigen, wenn Sie dies sechs Monate vorher Ihrer Bank mitteilen. Vorteil: Sind die Zinsen bis dahin gefallen, können Sie auf einen günstigeren Kredit umschulden.
Wie findet man eine günstige Bank für die Immobilienfinanzierung
Am Anfang sollte die Frage stehen: Was kann ich mir leisten? Um eine ehrliche Antwort und einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu bekommen, hilft es, für ein paar Monate ein Haushaltsbuch zu führen. Einen komfortablen Weg dafür bietet das Finanz- und Vorsorge-Cockpit, welches für die private Nutzung kostenfrei ist. Hier können alle Einnahmen und Ausgaben erfasst werden und in der Vermögensbilanz übersichtlich ausgewertet werden. Sie sollten aber möglichst nicht mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Nettoeinkommens für Zins, Tilgung und Unterhaltungskosten (Strom, Heizung, Wasser, Rücklagen) ausgeben. Ansonsten bleibt zu wenig zum Leben übrig.
Wenn dies geklärt ist, kann man die Finanzierungskonditionen bei Internetportalen wie BAUFI24, Dr. Klein oder Interhyp vergleichen. Wichtig zu wissen: Die dort von den Banken angegebenen Zinsen sind aber in der Regel Schaufensterkonditionen. Welche Zinsen eine Bank tatsächlich verlangt, hängt von der Bonität des Finanzierers und der Höhe des Eigenkapitals ab. Wer langjähriger Kunde bei einer Genossenschaftsbank oder Sparkasse ist, genug Eigenkapital mitbringt und bei seiner Hausbank bleiben möchte, sollte versuchen, beim Finanzierungsgespräch die meist etwas höheren Zinsen herunter zu handeln. So lassen sich ein paar Zehntel weniger hinter dem Komma herausschlagen.
Wann ein guter Zeitpunkt für den Kauf sein könnte
Jetzt zuschlagen oder lieber abwarten, ob es noch günstiger wird? Viele Fachleute in der Immobilienbranche betonen: Besser wird es nicht mehr. Der Zeitpunkt für einen Immobilienkauf war lange nicht mehr so günstig. Experten warnen allerdings davor, sich von der Angst, eine tolle Gelegenheit zu verpassen, zu einer unüberlegten Entscheidung verleiten zu lassen. Denn jeder muss für sich selbst herausfinden, wann der ideale Zeitpunkt zum Kaufen gekommen ist.
Baufinanzierungszinsen im Mai 2024 im Vergleich zum Vormonat
Für Immobilienfinanzierer setzt sich das Jahr weiter mit erfreulichen Entwicklungen bei den Baufinanzierungszinsen fort. Obwohl es im Mai 2024 zu einer leichten Erhöhung der Baufinanzierungskonditionen gekommen ist, sind aber keine massiven Steigungen in Sichtweite. Mittlerweile gehen die Zinskonditionen in fast allen Zinsbindungszeiten in einen leicht schwankenden Seitwärtstrend. Die Sollzinsen für Darlehen mit einer Zinsbindung von 5 Jahren stiegen dabei auf 3,13 Prozent (Vormonat: 3,03 Prozent). Sie liegen damit weiter unter den Zinsen für Kredite mit einer Zinsbindung von 10 Jahren, die mit 3,25 Prozent (Vormonat: 3,13 Prozent) auch leicht nach oben gingen.
Die Zinsen für Darlehen mit einer Zinsbindung von 15 Jahren gingen auch leicht nach oben und liegen nun bei 3,32 Prozent (Vormonat: 3,23 Prozent). Für Baudarlehen mit einer Zinsbindung von 20 Jahren ging es dagegen etwas stärker nach oben und liegen aktuell bei einem Zinssatz von 3,60 Prozent (Vormonat: 3,45 Prozent).
Nutzen Sie meine Forward-Strategie, um bei Marktveränderungen schnell reagieren zu können. Die Forward-Darlehen-Strategie
Tendenz der Baufinanzierungszinsentwicklung:
kurzfristig: steigend
mittelfristig: steigend
langfristig: schwankend seitwärts
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