Am 12. September 2024 kamen die Vertreter der EuropĂ€ischen Zentralbank (EZB) zusammen, mit der VerkĂŒndung einer erneuten Zinssenkung. Deshalb ist es wichtig, diesen Schritt richtig einzuordnen und auf die Entwicklung von Baufinanzierungszinsen, Inflation und Immobilienpreisen zu sehen.
Bauzinsen im RĂŒckblick: Ein ruhiger Sommer mit leichten AusschlĂ€gen
Es scheint so, als kennen die Baufinanzierungszinsen derzeit nur eine Richtung: SeitwĂ€rts und das bereits seit Jahresbeginn. Da war es dann doch auffĂ€llig, als sich die Zinskurve in der zweiten Juli-HĂ€lfte plötzlich abwĂ€rts neigte â wenn auch nur leicht. Der Grund hierfĂŒr war die Sorge, dass die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) in den USA, womöglich den richtigen Zeitpunkt fĂŒr eine erste Zinssenkung Ende Juli 2024 verpasst hĂ€tte und das Land in eine Rezession rutschen könnte. Dies fĂŒhrte zu einer höheren Nachfrage nach deutschen Bundesanleihen, folglich zu einer sinkenden Rendite und damit letztlich auch zu leicht rĂŒcklĂ€ufigen Bauzinsen.
Anfang August 2024 war es damit jedoch bereits vorbei und es setzte eine kleine AufwĂ€rtsbewegung bis Mitte des Monats ein. Seit einigen Wochen erleben wir dadurch wieder ein Zinsniveau, das eher impulslos seitwĂ€rts verlĂ€uft. Doch auch wenn die Zinsen den Sommer ĂŒber keine groĂen SprĂŒnge taten und sich auf einem inzwischen bekannten Level bewegen, ist noch immer ein Abwarten bei Bauvorhaben zu spĂŒren. Dabei ist der Zins nur ein Faktor, der andere sind die hohen Baukosten, so die Schlussfolgerungen der Experten.
Auch bei Anschlussfinanzierungen sehen die Experten ein sehr abwartendes Verhalten seitens der Baufinanzierungskunden. Wer noch nicht verlĂ€ngern muss, tut das derzeit nicht. Anders ist es beim Kauf: Hier spĂŒren viele, dass sie nicht auf rĂŒcklĂ€ufige Zinsen spekulieren sollten, weil das ein unwahrscheinliches Szenario ist und zugleich auch die Immobilienpreise perspektivisch wieder zulegen werden.â
Die gegenwĂ€rtige Inflation: EZB-Ziel ist in Sicht â doch bleibt die Notenbank vorsichtig
Die Daten, die das Statistikamt Eurostat jĂŒngst veröffentlichte, stimmen positiv: 2,2 Prozent betrug die vorlĂ€ufige Inflation im Euro-WĂ€hrungsraum im August 2024 â 0,4 Prozentpunkte weniger als im Juli. Das ist ein deutlicher Schritt in Richtung der von der EuropĂ€ischen Zentralbank (EZB) anvisierten Zwei-Prozent-Marke, welche in Deutschland bereits im August 2024 erreicht wurde. Diese Entwicklung, zusammen mit der zunehmenden SchwĂ€che der europĂ€ischen Wirtschaft, macht eine weitere Lockerung der Zinspolitik wahrscheinlich. Deshalb haben die Zentralbanker bei ihrer Sitzung am 12. September 2024 den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt.
Damit blieb die EZB jedoch trotz der positiven Inflationsentwicklung zurĂŒckhaltend. Denn fĂŒr Finanzierungsexperten stellt sich die Situation so dar: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Inflation in den kommenden Monaten nicht weiter sinkt, sondern eher wieder steigen wird. Grund hierfĂŒr ist der Wegfall eines wichtigen Basiseffekts: Die Preise fĂŒr Energie sind im vorigen Herbst gefallen, weshalb die niedrigen Energiepreise von heute die Inflationsrate nicht weiter drĂŒcken können. Hinzukommt, dass die Kerninflation weiter spĂŒrbar ist und deutlich ĂŒber der Zwei-Prozent-HĂŒrde liegt. Vor diesem Hintergrund wird die EuropĂ€ische Zentralbank (EZB) nach wie vor verhalten agieren.
Die Bauzinsen tangiert all das wenig, denn sie haben die nun anstehende Senkung des Leitzinses bereits einkalkuliert. Laut den Zinsexperten ging der Finanzmarkt im September 2024 zudem fest mit einem ersten Lockerungsschritt der US-Notenbank sowie mit weiteren Zinssenkungen der Federal Reserve System (Fed) in den kommenden Monaten aus. Auch dieses Szenario haben die Bauzinsen schon vorweggenommen. Das bedeutet: Die SeitwÀrtsbewegung wird sich in den kommenden Wochen fortsetzen und dabei kaum AusschlÀge aufweisen.
Zukunft der Immobilienpreise: Tendenz aufwÀrts
Dabei geben weitere Daten Grund fĂŒr Optimismus: Laut Angaben des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (VDP) wuchs das Volumen der Immobiliendarlehen im zweiten Quartal 2024 auf 31,2 Milliarden Euro â ein Plus von 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Hauptverantwortlich fĂŒr diese positive Entwicklung sind die Finanzierungen von Wohnimmobilien: Es geht spĂŒrbar aufwĂ€rts, die Talsohle scheint durchschritten, so die Feststellung der Finanzierungsexperten. Es ist zu sehen, dass die ersten beiden Quartale in 2024 deutlich ĂŒber den Vorjahresquartalen lagen und dass das zweite Quartal in diesem Jahr das erste ĂŒbertroffen hat.
Deshalb rechnen die Experten damit, dass sich der Markt auf dem jetzigen Niveau mindestens stabilisiert. Damit wĂŒrden auch die Ergebnisse des dritten und vierten Quartals 2024 deutlich ĂŒber den Vorjahresquartalen liegen. Den Stand von 2021 oder dem ersten Halbjahr 2022 wird man aber auch in 2025 noch nicht wieder sehen. Neben dem Finanzierungsvolumen zogen laut dem Immobilienindex des VDP auch die Wohnimmobilienpreise im zweiten Quartal an â um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Der PreisrĂŒckgang bei den Immobilien ist beendet, es geht wieder bergauf, so die Feststellung der Finanzexperten.
Zwar wird man keine Steigerungen von zehn und mehr Prozent wie bis Mitte 2022 und den Vorjahren sehen, aber man kann davon ausgehen, dass die Immobilienpreise sukzessive wieder steigen werden. Dabei trifft ein nach wie vor nicht belebtes NeubaugeschĂ€ft auf ein wieder abnehmendes Angebot an Bestandsobjekten und eine deutlich anziehende Nachfrage. Letzteres erklĂ€ren die Experten mit den ReallohnzuwĂ€chsen, stabilen Zinsen sowie einem kleineren PreisrĂŒckgang bei den Immobilien in den vergangenen zwei Jahren. AuĂerdem steigen die Mieten dynamisch weiter und machen Kaufen im Vergleich zum Mieten attraktiver. Deshalb empfehlen die Finanzexperten Kaufinteressenten, den derzeit gĂŒnstigen Zeitpunkt fĂŒr den Immobilienerwerb zu nutzen.
Baufinanzierungszinsen im September 2024 im Vergleich zum Vormonat
FĂŒr Immobilienfinanzierer hat sich das Jahr wieder ungĂŒnstiger bei der Entwicklung der Baufinanzierungszinsen entwickelt. Nach der leichten Senkung der Baufinanzierungskonditionen im Vormonat, ist dieser Trend beendet und es gibt wieder steigende Zinskonditionen. Die Sollzinsen fĂŒr Darlehen mit einer Zinsbindung von 5 Jahren stiegen dabei auf 3,28 Prozent (Vormonat: 3,10 Prozent) an. Sie liegen damit weiter unter den Zinsen fĂŒr Kredite mit einer Zinsbindung von 10 Jahren, die mit 3,21 Prozent (Vormonat: 3,12 Prozent) auch wieder nach oben gingen.
Die Zinsen fĂŒr Darlehen mit einer Zinsbindung von 15 Jahren stiegen auch an und liegen nun bei 3,43 Prozent (Vormonat: 3,30 Prozent). FĂŒr Baudarlehen mit einer Zinsbindung von 20 Jahren ging es auch ein gutes StĂŒck nach oben und sie liegen aktuell bei einem Zinssatz von 3,54 Prozent (Vormonat: 3,43 Prozent).
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Tendenz der Baufinanzierungszinsentwicklung:
kurzfristig: steigend
mittelfristig: schwankend seitwÀrts
langfristig: schwankend seitwÀrts
Externe Quellen:
- Dr. Klein AG
Zinskommentar September 2024 als ePaper lesen
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