Im Euroraum und in den USA weist das Niveau der Realzinsen auf eine restriktive Geldpolitik hin. Unter den meisten Wirtschaftsszenarien drängen sich somit höhere Leitzinsen nicht auf. Bei einer rückläufigen Inflation steigen die Realzinsen weiter, was geldpolitisch nicht erwünscht ist. Daraus ergibt sich, dass es selbst bei gut gehaltener Konjunktur einen Zinssenkungsspielraum gibt. Die US-Notenbank hat im Dezember 2023 ihre eigene Zinsprognose gesenkt, womit nun für das Jahr 2024 drei Zinssenkungen zu 0,25 Prozent im Raum stehen. Rasche und ausgeprägte Zinssenkungen wären im Falle einer rezessiven Entwicklung angezeigt, was aufgrund der Datenlage aber nicht unmittelbar anstehen dürfte.
All jene, die auf eine beginnende Wachstumsschwäche der US-Wirtschaft gesetzt hatten, wurden eines Besseren belehrt. Die Einzelhandelsumsätze zogen auf breiter Front an und die Verbraucherstimmung erholte sich. Steigende Löhne und ein widerstandsfähiger Arbeitsmarkt waren die Gründe für den steigenden Optimismus in den USA.
Entwicklung der Anlagemärkte im Januar 2024
Nach einem verhaltenen Start legten die Aktienmärkte ab Monatsmitte zu und beendeten den Januar mit einem moderaten Plus. Im Marktdurchschnitt lag der Zuwachs ca. um die Hälfte niedriger, was aber für eine längerfristig anhaltende Marktphase mit ansteigenden Wertpapierkursen sprechen könnte. Dabei machten Wachstumswerte und Substanzwerte ähnliche Entwicklungen. So konnte der amerikanische wachstumsorientierte Aktienindizes NASDAQ 100 Index einen Zuwachs von +1,9 Prozent verbuchen und der substanzorientierte Dow Jones Industrial Average Index folgte mit +1,2 Prozent diesem Trend nach oben. Der S&P 500 Index lag mit +1,6 Prozent diesmal zwischen dem NASDAQ 100 Index und Dow Jones Industrial Average Index.
Aktienmärkte Januar 2024
An den europäischen Aktienmärkten ging es dem amerikanischen Trend folgend auch etwas zurückhaltender aufwärts. Der deutsche DAX Index konnte einen leichten Zuwachs von +0,9 Prozent erreichen. Es gab aber auch einen Gewinner. Der französische CAC 40 Index schnitt mit einem Anstieg von +1,5 Prozent dagegen besser ab. Der britische FTSE 100 Index konnte diesem Trend nicht folgen und verfiel mit -1,3 Prozent wieder in seinen Abwärtstrend. Mit dem spanischen IBEX 35 Index ging es hingegen weiter mit -0,2 Prozent nach unten, womit er sich immer weiter von der guten Marktentwicklung der Vergangenheit entfernt. Der österreichische ATX Index lieferte mit +0,6 Prozent wieder eher eine verhaltende Performance ab.
Diesem Trend konnte sich der Eurostoxx 50 Index im Ergebnis etwas entziehen und mit +2,8 Prozent für die Marktverhältnisse einen ansprechenden Zugewinn erzielen. Auch beim marktbreiten Stoxx Europe 600 Index spiegelte sich die weiterhin positive Stimmung an den Börsen wieder, was mit einem Zuwachs von +1,4 Prozent zu Buche schlug.
In Asien gab es hingegen wieder ein gegenteiliges Bild. So konnte sich der japanische NIKKEI 225 Index dem allgemeinen Aufwärtstrend entkoppeln und lag mit +8,4 Prozent wieder bei einem beachtlichem Zuwachs. Die chinesischen Aktienwerte kamen beim Kursverlauf wieder massiv unter die Räder. So musste der Hang Seng Index mit -9,2 Prozent einen größeren Rückgang hinnehmen, während sich der Shanghai Composite Index mit -6,2 Prozent einen weiteren Rückgang gegenüber dem Vormonat verbuchen musste. Damit konnten diese nicht vom weltweiten Aufschwung an den Börsen partizipieren.
Beim weltweiten MSCI World Index hinterließ der moderatere Aufwärtstrend an den Börsen auch seine Spuren und er lag dennoch mit +2,9 Prozent über dem groben Durchschnitt der Indizes.
Anleihe- und Rohstoffmärkte Januar 2024
An den Rohstoffmärkten kam es wieder zu leichten Zuwächsen, was sich beim Ölpreis mit +5,8 Prozent nieder schlägt. Bei den anderen Industriemetallen sah die Entwicklung etwas moderater aus. Kupfer bewegte sich mit +2,1 Prozent wieder nach oben. Nickel dagegen bliebt um die Nulllinie mit einem Kurs von +0,3 Prozent. Der Goldpreis kam mit +0,9 Prozent nach den Rücksetzern in den Vormonaten zumindest wieder zu einem kleinen Zuwachs. Lediglich bei Aluminium ging es nach dem kurzen Höhenflug im Vormonat mit -4,0 Prozent wieder zu einem stärkeren Rückgang.
Auffallend war, dass sich die Hoffnungen auf eine schnelle Zinssenkungen stark verflüchtigten. Sowohl Fed-Präsident Powell als auch Europas Notenbanker betonten mehrfach, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen sei und die Leitzinsen über längere Zeit auf hohem Niveau bleiben sollten. Die Renditen der langlaufenden Staatsanleihen stiegen und der US-Dollar wertete zum Euro auf.
Happy Birthday – Der 250. Geburtstag der Gründung des ersten Investmentfonds
Die Idee des Investmentfonds ist schon alt. In den Niederlanden erblickte der erste Investmentfonds vor 250 Jahren das Licht der Welt. Im Jahr 1774 wurde der erste Investmentfonds vom niederländischen Kaufmann Adriaan van Ketwich „geboren“. Adriaan van Ketwich brachte zahlreiche Anleger zusammen, die Anteile an einer Art Fonds namens „Eendragt Maakt Magt“ (Einigkeit macht stark) erwarben. Seine Idee war, das Risiko zu streuen, indem das Geld auf verschiedene Investitionen aufgeteilt wurde. Die Anleger, die Abraham van Ketwich ihr Geld anvertrauten, wurden übrigens nicht enttäuscht. Der „Vater der Investmentfonds“ zahlte ihnen zu verlässlich eine Rendite von vier Prozent aus.
Demokratisierung der Geldanlage
Eine Geldanlage war in der damaligen Zeit bei der einfachen Bevölkerung kein Thema und eher dem Adel und wohlhabenden Kaufleuten vorbehalten. Deren Investitionen waren aber oft mit hohen Risiken verbunden. Wer Aktien oder Anleihen kaufte, investierte damit in eine Regierung, eine Bank, eine Handelsfirma oder sogar nur in eine Handelsfahrt. Sank das Schiff, war das Geld weg.
Der Auslöser war eine Pleitewelle in 1770er-Jahren von Banken, die zu hohe Kredite an wenige Kolonien vergaben und somit die Einlagen verloren. Das brachte Adriaan van Ketwich zu der Erkenntnis: „Risiko muss gestreut und diversifiziert werden“.
Die Idee: Verluste auf der einen Seite sollten durch Gewinne auf der anderen Seite ausgeglichen werden. Bei dieser Gelegenheit erfand van Kettwich auch gleich einen neuen Berufsstand, denn es mussten drei Fondsmanager ihr Okay für Investitionen geben. Vorher konnte nicht investiert werden. Der Eintracht-Fonds investierte so in etwa 2.000 Einzeltitel, vor allem Zinspapiere.
Der Fonds „Einigkeit macht stark“ war über 100 Jahre erfolgreich
Adrian van Kettwich hatte den Gedanken, dass er sein Wissen mit Bürgern teilt, die eben keine großen Vermögensverhältnisse hatten und denen man entsprechende Investitionsmöglichkeiten aufzeigt und entsprechendes Wissen bei der Kapitalanlage vermittelt. Dies entsprach der damaligen Idee, Geldanlagen zu demokratisieren. „Einigkeit macht stark“ als Anlagefonds bestand 114 Jahre und erwirtschaftete zuverlässig vier Prozent Gewinn pro Jahr ab. Van Ketwich legte damit den Grundstein für die heutige Investmentfondsbranche.
Gerade die langfristige Perspektive mache auch heute noch den Reiz aus. Gerade mit Blick auf die steigenden Anforderungen in der Altersvorsorge und in der Vermögensbildung wird ihre Bedeutung noch zunehmen. Das Angebot an Investmentfonds ist heute überwältigend. Allein in Deutschland allein verwalten Fondsgesellschaften rund 3,6 Billion Euro für etwa 50 Millionen Menschen in Deutschland. (Quelle: BVI, Stand 30. Januar 2024)
Im Grundsatz bis heute unverändert
An der grundsätzlichen Idee, in breit gestreute Anlagen von Aktien und Anleihen investieren zu können, hat sich nicht viel geändert. Allein das Angebot hat sich ein wenig vergrößert. Fonds sind aus dem Alltag von Sparern und Anlegern nicht mehr wegzudenken. Wer langfristig Vermögen bilden will, kommt an Investmentfonds nicht vorbei, denn sie bieten für Jedermann einen einfachen Zugang zu den weltweiten Kapitalmärkten. Damit werden Anlagemöglichkeiten eröffnetet, die ansonsten für die Mehrheit der Menschen gar nicht erreichbar wären.
Es gibt Fonds, die sich auf bestimmte Assetklassen konzentrieren wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffe oder solche, die sich auf bestimmte Regionen oder Themen wie zum Beispiel Technologie konzentrieren. Natürlich gibt es auch Fonds, die eine gute Mischung aus verschiedenen Anlageklassen sind und damit auf eine möglichst hohe Diversifizierung (Streuung) abzielen.
Zudem gibt es seit etwa 20 Jahren auch sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs), die in der Regel nicht von einem menschlichen Fondsmanager verwaltet werden, sondern einen Index nachbilden. Man nennt diese Fonds auch passive Fonds.
Aktiv gemanagte Fonds haben den Vorteil, dass die Auswahl der Aktien oder anderen Assetklassen von einem Manager gesteuert wird und er oder sie in schwierigen Marktphasen beispielsweise auch die Bargeldquote erhöhen, um Verluste zu reduzieren. Erfahrungsgemäß liegen ETFs durchschnittlich bei beliebten Aktienmärkten in Börsen-Boomzeiten eine Nasenlänge vorne und in schwierigen Marktphasen haben dagegen viele aktiv gemanagte Fonds die Oberhand. Dies liegt daran, dass ETFs in der Regel mit ihren nachgebildeten Marktindizes zeitgleich steigen oder fallen und kein Fondsmanager vorhanden ist, der beispielsweise Gewinne absichert.
Wie in vielen Bereichen gibt es bessere und schlechtere Fondsmanager
Die besten Fondsmanager aktiv verwalteter Fonds schaffen es in der Regel, nachhaltig eine bessere Performance für ihre Anleger zu erwirtschaften als ihr Vergleichsindex. Ratingagenturen beurteilen Fondsmanager und auch die einzelnen Investmentfonds und sind für jeden einsehbar. Aktive Fondsmanager recherchieren und beobachten die Märkte jeden Tag, um die Allokation zu steuern. Sie greifen dabei auf zahlreiche Daten, Kennzahlen und Marktinformationen zurück.
Passive Anlagen wie ETFs bilden in der Regel den zugrunde liegenden Index nach, während Fonds oft individueller auf bestimmte Anlageziele oder Risikoprofile zugeschnitten sind. Das erlaubt beispielsweise auch eine passende Strategie für mittelfristige Anlagehorizonte.
So bietet beispielsweise die DJE Kapital AG einige Mischfonds an, die auf ein ausgewogenes Chance-Risiko-Profil abzielen. Diese Fonds vereinen oftmals Gold, Anleihen und Aktien in einem Anlageprodukt und sind somit stark diversifiziert. Die aktiven Fondsmanager achten darauf, dass kein Klumpenrisiko entsteht. Das kann bei passiven Anlageprodukten der Fall sein, wenn bestimmte Branchen, Regionen oder Unternehmen überrepräsentiert werden. Der berühmte Weltindex MSCI World besteht beispielsweise zu rund 70 Prozent aus US-Aktienwerten.
Adriaan van Ketwich Idee „Das Risiko zu streuen“ heißt heute Diversifikation
Diversifikation ist der Schlüssel zum Erfolg für eine langfristig erfolgreiche Geldanlage, deshalb gilt auch bei der Frage, ob aktive oder passive Fonds grundsätzlich besser sind: Man muss sich nicht entscheiden, denn eine Mischung kann ein sinnvolles Portfolio ergeben. Das entspräche auch dem Grundgedanken der Fonds-Idee.
Außerdem können aktiv verwaltete Fonds einen Zugang für Privatanleger zu Märkten bieten, die eine tiefere Expertise erfordern. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, einen aktiven Fonds zu kaufen, wenn man ganz bestimmte Nachhaltigkeitskriterien hat oder wenn man in eine spezielle Region oder Branche investieren will.
Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung im Januar 2024
Als zentraler Faktor für die Kapitalmärkte bleibt weiter die Konjunkturentwicklung von entscheidender Bedeutung. Vorerst ist noch kein Abgleiten in eine Rezession erkennbar, wobei die Daten in Europa für eine schwächere Konjunktur sprechen. Das Risiko einer deutlich schwächeren Konjunktur sollte aber eher im späteren Jahresverlauf oder zu Beginn des kommenden Jahres präsenter werden, wobei die Prognosemöglichkeiten bezüglich des genauen zeitlichen Verlaufs einer Konjunkturschwäche nicht überschätzt werden sollten.
Die Inflation wird in den kommenden Monaten leicht sinken, wodurch die Geldpolitik nicht mehr so im Vordergrund steht, wie in der jüngsten Vergangenheit. Auch wenn noch Leitzinserhöhungen vom Finanzmarkt eingepreist sind, so liegen die Höchststände der Leitzinsen schon in Reichweite. Auch eine etwas schwächere Konjunktur und ein fortgesetzter Rückgang der Inflation sollten für die Aktienmärkte weiter gute Rahmenbedingungen bleiben. Mittelfristig entwickelt sich wieder ein ansprechendes Umfeld für Staatsanleihen, aber auch Unternehmensanleihen mit guter Bonität bleiben interessant.
Basisinvestment und Anlageklassen 1/2024
Als Basisinvestments sind in diesem Umfeld dividendenorientierte Anlagen ein Option. Auch ausgewählte Mischfonds gehören dazu. Für längerfristige Anlagethemen ist ein Fokus auf die „Alternde Gesellschaft“, die „Digitalisierung“, Klimawandel und Infrastruktur aussichtsreich. Im Anleihenbereich sind weiterhin Unternehmensanleihen aus dem Euroraum dem Vorzug gegenüber Staatsanleihen zu geben. Auch Anleihen von aufstrebenden Ländern und Unternehmen in Hartwährungen sowie Wandelanleihen können als Ergänzungsanlage für eine Depotbeimischung dienen. Auch offene Immobilienfonds können wegen ihrer geringen Schwankungsbreite zur Depotstabilisierung beitragen.
wichtiger Hinweis zum Anlagekommentar 1/2024:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte.
Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers.
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Externe Quellen:
- Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
- Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
- Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
- Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
- Bereich “Happy Birthday – Der 250. Geburtstag der Gründung des ersten Investmentfonds“ von DJE Kapital AG und ARD-Finanzredaktion
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