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Zinskommentar Juni 2024 – Spannung vor der nächsten EZB-Sitzung ob der erste Zinsschritt nach unten kommt

baufinanzierung marktlage

Die nächste Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 6. Juni 2024 wird mit Spannung erwartet, denn sie gilt am Finanzmarkt als die entscheidende Ratstagung, bei der die Zentralbanker erstmals seit September 2023 wieder einen Zinsschritt und zwar nach unten ankündigen könnten. Im folgenden Beitrag soll das mögliche Szenario eingeordnet werden und auf die Entwicklung, sowie die Auswirkungen auf die Baufinanzierungszinsen geblickt werden.

Ein Blick zurück: Der Seitwärtstrend hält an

Als der Chef der US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) Jerome Powell, im April 2024 ankündigte, den Leitzins aufgrund der hartnäckig hohen Inflation in den USA weiterhin unverändert zu lassen, sorgte dies auch in der Euro-Zone für Unruhe. Jedoch war dies nur von kurzfristiger Dauer. Am Finanzmarkt festigte sich schnell die Erwartung, dass die Entscheidung der Fed die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht beeinflussen würde.

Und so waren die Abstrahleffekte, die der Kurs der Fed mit sich brachte und infolgedessen auch die Baufinanzierungszinsen leicht nach oben gingen, nur minimal. Mit Ausnahme dieser kleinen Aufwärtsbewegung zeichnete die Entwicklung der Bauzinsen in den vergangenen Wochen vor allem eines aus: Ein mit nahezu beeindruckender Konstanz anhaltender Seitwärtstrend.

Bauzinsentwicklung über die fünf Jahre

Den Grund für diese Stabilität sehen Experten darin, dass aktuell bereits mehrere kleine Zinsschritte der EZB in den kommenden sechs bis neun Monaten im Finanzmarkt einkalkuliert sind. Das moderate Zinsniveau hat seit Jahresbeginn insbesondere im Kaufsegment zu einer erhöhten Nachfrage bei Baufinanzierungen geführt. Da sich jedoch die Neubauaktivitäten und die Anschlussfinanzierungen weiterhin auf einem niedrigem Niveau bewegen, vermeiden es Fachleute bislang, nicht von einer Trendwende zu sprechen.

Dafür seien die Wachstumsraten noch zu gering und der Zeitraum sei zu kurz: Von Ende 2022 bis Ende 2023 hat man nur eine Bodenbildung gesehen. Nun kann nach fünf Quartalen mit einer Seitwärtsbewegung erstmals wieder ein Marktwachstum und möglicherweise in der Rückschau auch den Beginn einer Trendwende beobachtet werden. Letzteres bleibt jedoch noch abzuwarten.

Ein Blick nach vorn: (Noch) keine Zinswende in Sicht

Im Finanzmarkt hält sich die Annahme, dass die Notenbanker den Leitzins nun senken werden, wenn auch nur minimal. Dieses Szenario erwarten die Experten: Man geht davon aus, dass die EZB den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte herabsetzt. Dies setzt jedoch aktuell noch keinen Zinssenkungsmechanismus in Kraft. Aller Voraussicht nach wird die Europäische Zentralbank (EZB) also nicht in jeder ihrer folgenden Sitzungen automatisch den Zins senken, sondern vielmehr Pausen einlegen, in denen sie erneut Daten sammelt und auswertet. Tatsächlich werden die Währungshüter nicht müde zu betonen, flexibel auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu wollen, um die wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

Die Unterstützung des Wachstums auf der einen und die Kontrolle der Inflation auf der anderen Seite, ist der Balanceakt, den es für die EZB zu meistern gilt. Dabei ist der Endspurt der Inflationsbekämpfung zäh, der Rückgang der Teuerungsrate hat sich zuletzt stark abgeschwächt. Laut Eurostat lag die vorläufige Inflation im Mai 2024 in Deutschland bei 2,8 Prozent und im Euro-Raum bei 2,6 Prozent. Damit zeigt sich im Vergleich zum Vormonat ein leichter Anstieg. Die Werte im April 2024 lagen in Deutschland und der Euro-Zone dagegen bei jeweils 2,4 Prozent.

Generell gehen die Fachleute aktuell nicht von einem weiteren schnellen Nachlassen der Inflation aus: Es wird damit gerechnet, dass eine Seitwärtsbewegung zu sehen sein wird, kurzfristig eventuell sogar wieder einen leichten Anstieg. Als Grund hierfür sehen die Experten vor allem einige wirtschaftliche Basiseffekte, die in den kommenden Monaten noch wirken werden. Die Baufinanzierungszinsen tangiert all dies wenig, denn sie bewegen sich weiterhin auf einem konstantem Niveau.

Ein Blick in die Ferne: Jetzt handeln, kann sich lohnen

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) hat im Mai 2024 den Immobilienpreisindex veröffentlicht. Gegenüber dem ersten Quartal 2023 ist dieser in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 5,3 Prozent gefallen. Im Vergleich zum Schlussquartal 2023 sind es nur noch 0,2 Prozent weniger und damit deutlich geringer. Die Talsohle bei der Immobilienpreisentwicklung scheint damit erreicht worden zu sein. Für die Experten zeigen diese Daten, dass die Abwärtsbewegung deutschlandweit zum Stillstand kommt und in eine Seitwärtsbewegung übergeht. Vor allem in Metropolen und strukturstarken Ballungsräumen wird kein Rückgang mehr stattfinden, sondern schon kurzfristig tendenziell wieder steigende Preise zu erwarten sein.

Dabei bliebe neben der Lage der energetische Zustand weiterhin ein wichtiges Kriterium für die Preisentwicklung von Bestandsimmobilien. Je besser die Energieeffizienz ist, desto früher steigen die Preise wieder, sind sich die Fachleute sicher. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Immobilien schon heute bei Weitem das Angebot übersteigt und Frühindikatoren wie Bauanträge und -genehmigungen auf einen deutlichen Rückgang für Fertigstellungen in den kommenden Jahren hinweisen.

Auch strömen immer mehr Mieter aufgrund überproportional steigender Mieten in den Kaufmarkt. Dies lässt weder eine Entlastung auf der Angebots- noch einen Rückgang auf der Nachfrageseite erwarten. Es spricht also alles dafür, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen, sobald die passende Immobilie gefunden ist, resümieren die Experten.

Baufinanzierungszinsen im Juni 2024 im Vergleich zum Vormonat

Für Immobilienfinanzierer setzt sich das Jahr weiter mit erfreulichen Entwicklungen bei den Baufinanzierungszinsen fort. Nach der leichten Erhöhung der Baufinanzierungskonditionen im Vormonat, sind diese nun in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Die Sollzinsen für Darlehen mit einer Zinsbindung von 5 Jahren blieben dabei auf 3,13 Prozent (Vormonat: 3,13 Prozent). Sie liegen damit weiter unter den Zinsen für Kredite mit einer Zinsbindung von 10 Jahren, die mit 3,25 Prozent (Vormonat: 3,25 Prozent) auch konstant blieben.

Die Zinsen für Darlehen mit einer Zinsbindung von 15 Jahren blieben auch konstant und liegen weiter bei 3,32 Prozent (Vormonat: 3,32 Prozent). Für Baudarlehen mit einer Zinsbindung von 20 Jahren ging es dagegen etwas stärker nach oben und liegen aktuell bei einem Zinssatz von 3,70 Prozent (Vormonat: 3,60 Prozent).

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Tendenz der Baufinanzierungszinsentwicklung:
kurzfristig: schwankend seitwärts
mittelfristig: steigend
langfristig: schwankend seitwärts

Entwicklung Leitzins, 10-jährige Bundesanleihe und Inflation der letzten fünf Jahre

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