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Anlagekommentar November 2020 – Erfolge bei den Impfstoffen rückten die guten mittelfristigen Aussichten in den Fokus

Anlagetipp

Die bedeutsamen Fortschritte bei den Corona-Impfstoffen, der Wahlsieg von Joe Biden bei der US-Präsidentenwahl, dass mögliche Patt-Ergebnis bei den US-Kongresswahlen, sowie der neue Handelsvertrag zwischen 15 asiatisch-pazifischen Ländern und starke chinesische Konjunkturdaten lösten eine kräftige Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten aus. Die Börsen haben vor allem bei der  Erholung zuvor zurück gebliebener Wirtschaftsbereiche profitiert. Damit hat auch die seit längerem im Raum stehende Aufhol-Rallye von „Value-Aktien“, wie beispielsweise Finanz- und Energiewerte eingesetzt. Mittelfristig wird das globale Wirtschaftswachstum jedoch verhalten bleiben, womit Wachstumswerte aus strukturellen Gründen sich vergleichsweise gut entwickeln dürften. In der Folge der für das Jahr 2021 erwarteten weiteren wirtschaftlichen Normalisierung, dürfte sich die Growth-Value-Schere etwas schließen.

Entwicklung der Anlagemärkte
Auch wenn die kurzfristige Coronavirus-Situation immer bedrohlicher wirkt, so rücken die Erfolge an der Impffront eher die guten mittelfristigen Aussichten in den Fokus. So zeigten sich die zyklischen Aktienmärkte besonders stark: Der deutsche DAX Index stieg um 15 Prozent, der britische FTSE 100 Index um +12,3 Prozent und der bankenlastige Eurostoxx 50 Index gewann sogar 18,1 Prozent. Japans NIKKEI 225 Index legte 15 Prozent zu und schloss erstmals seit dreißig Jahren über der Marke von 25.000 Punkten. In den USA erreichten sowohl der S&P 500 Index mit +10,8 Prozent als auch der NASDAQ 100 Index mit +11 Prozent neue Allzeithochs. Aus diesen positiven Vorgaben konnte sich auch der MSCI World Index (EUR) um +9,7 Prozent nach oben entwickeln. Die Börsen haben die zweite COVID-19 Welle damit bereits scheinbar abgehandelt und sie richtet nicht das gleiche Börsendesaster an, wie im März 2020. Und da die Börsen stets in die Zukunft blicken, haben diese ihren Blick bereits auf das Jahr 2021 ausgerichtet. Und das sieht aus heutiger Sicht gar nicht so schlecht aus. Allerdings werden die Nachwirkungen der Corona-Pandemie bis weit in das Jahr 2021 ein Thema bleiben. Im Zuge des Pandemieverlaufes haben sich an den Aktienmärkten einige sektorale Umschichtungen ergeben. Wie immer in solchen Situationen gibt es Gewinner und Verlierer und vor allem sind es neue Investment-Themen, die in den Fokus gerückt sind.

DAX Entwicklung

An den Rentenmärkten gab es keine großen Veränderungen zum Vormonat. Dagegen gab es bei den Wechselkursen mehr Dynamik als in den vergangenen Monaten. So mussten Anleger aus der Eurozone, die in den US-Märkten investiert waren, einen Abschlag von fast zweieinhalb Prozent auf der Währungsseite hinnehmen. Die zunehmende Risikobereitschaft und der abnehmende Zinsvorteil der US-Staatsanleihen sorgten für eine kräftige Abwertung der US-Devisenkurse gegenüber den Währungen aller wichtigen US-Handelspartner. Bei den Rohstoffen kam es zu einem gespaltenen Bild. Beim Rohöl kam es zu einer fulminanten Rally – während der Goldpreis abstürzt. Das Gold neigt derzeit deutlich zur Schwäche und die Marke von 2.000 USD ist wohl derzeit kein Thema mehr. Dagegen konnte Kupfer eine deutliche Kurserholung verzeichnen und hinterlässt derzeit einen sehr guten charttechnischen Eindruck. Dies untermauert auch die Annahme, dass sich die globale Wirtschaft grundsätzlich auf einem anhaltenden Erholungskurs befindet. Insgesamt präsentieren sich die Rohstoffmärkte derzeit in einer sehr guten Verfassung.

KI (Künstliche Intelligenz) gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und dass Wachstumspotenzial ist enorm. So rechnen Marktforschungsunternehmen wie Tractica mit einer Verzehnfachung der Umsätze bis zum Jahr 2025. Durch immer schnellere Rechenleistungen und besserer Datenqualität durch das Internet der Dinge und 5G ist das Fundament des KI-Zeitalters gelegt. Von Maschinen, die der menschlichen Intelligenz das Wasser reichen können, sind wir allerdings noch weit entfernt. Aber: KI-Anwendungen können heute schon spezielle Probleme anhand vorliegender Daten lösen. Anders als bei regelbasierten Systemen geben Programmierer KI-basierten Prozessen nicht vor, wie diese auf die Anwenderschritte reagieren sollen. Sie definieren stattdessen Algorithmen, die selbstständig lernen, Muster zu finden und Entscheidungen zu treffen. Ein KI-System verfügt weder über Intuition, noch Verstand und muss daher anhand vieler Beispiele über enorme große Datenmengen angelernt werden. Das nennt man auch maschinelles Lernen. KI ist den regelbasierten Systemen insofern überlegen, da es auf neue Situationen reagieren und aus Erfahrungen lernen kann.

Nutzungsbereiche Künstliche Intelligenz (KI)

Vom Cloudgeschäft bis zum autonomes Fahren – US-Tech-Unternehmen sind vorn mit dabei
Den Markt für Hochleistungsprozessoren teilen sich die beiden US-Chipentwickler AMD und NVIDIA. Die US-Holding Alphabet besitzt mit dem KI-Chip TPU2 auch einen Hochleistungsprozessor, der zusammen mit dem US-Halbleiterunternehmen Broadcom entwickelt wurde und stark in der Weiterentwicklung von KI engagiert ist. Zudem ist der Alphabet-Ableger Waymo neben Tesla und dem chinesischen Internetunternehmen Baidu führend in der Entwicklung des autonomen Fahrens. Und: Alphabet ist besonders weit in der KI-basierten Spracherkennung und dem Einsatz von KI im Cloudgeschäft. Den Werkstoff, also die Massen an benötigten Daten, liefern u.a. die sozialen Medien, Suchmaschinen und der Online-Handel. Aber auch chinesische Tech-Unternehmen mischen in dem KI-Markt kräftig mit. Dabei war der FinTech-Bereich mit reinen Online-Bezahlsysteme nur der Anfang. Der Online-Bezahldienst PayPal nutzt KI, um Betrugsversuche im Zahlungssystem aufzudecken, und andere Banken und Finanzdienstleister bewerten so Kreditausfallsrisiken. So will beispielsweise das chinesische Tech-Unternehmen Tencent vor allem in seiner Finanzdienstleistungssparte wachsen und ist neben Alibaba bereits heute führend in der Zahlungsabwicklung.

Auch in der Gesundheits- und Pharmabranche dürfte KI enorme Fortschritte möglich machen. Die Entwicklung neuer Medikamente wird immer aufwändiger: Die Entwicklungskosten verdoppeln sich etwa alle 5 Jahre, und 90 Prozent aller Neuentwicklungen werden gar nicht erst zugelassen. Hier könnte ein entsprechendes KI-System in kürzester Zeit eine Vorauswahl treffen, etwa indem es Millionen von Molekülen auf ihre spezifische Eignung als Medikament gegen eine bestimmte Erkrankung hin analysiert. Schon heute sind KI-Systeme wie IBMs Watson in der medizinischen Diagnostik im Einsatz. Es erkennt und klassifiziert beispielsweise Krebszellen. Watson soll auch etablierte Diagnosearten optimieren und die medizinische Grundlagenforschung wie Genetik und Zellentwicklung beschleunigen. KI bringt auch die Genomforschung rasant voran und hat vor allem das Next-Generation-Sequencing, ein Hochdurchsatzverfahren zur Entschlüsselung der DNA, vorwärts katapultiert. Vor nicht einmal 20 Jahren hat die vollständige Sequenzierung des ersten menschlichen Genoms drei Milliarden Euro verschlungen und 13 Jahre gedauert. Heute entschlüsselt man Genome innerhalb von Tagen.

KI wird auch das autonome Fahren möglich machen. Eine Vielzahl von Kameras sowie Lidar- und Radarsensoren erfassen die Daten der Umgebung, und ein Hochleistungsprozessor im Auto verarbeitet sie in Echtzeit. Damit ist autonomes Fahren auf der Autobahn oder im Stau heute schon möglich, ebenso wie das automatische Einparken. Zwar ist man wahrscheinlich noch Jahrzehnte entfernt vom echten autonomen Fahren, jedoch sind die Grundlagen gelegt. Verkehrsflüsse könnten durch das Zusammenwirken von vernetzten Fahrzeugen, Verkehrsbeobachtungssystemen und der Kommunikation von Navigationssystemen untereinander deutlich optimiert werden. Eine Vielzahl von Unternehmen aus der Old- und New-Economy arbeiten dafür aktuell zusammen: Automobilhersteller wie Daimler, BMW und Tesla, Zulieferer wie Continental und Bosch, Halbleiterhersteller wie NVIDIA und Intel und Technologieriesen wie Alphabet und Apple. Dem Ziel eines autonom fahrenden PKWs sind aktuell Alphabet mit Waymo, Baidu und Tesla wohl am nächsten. Bei den Hochleistungsprozessoren scheinen sich die Systeme NVIDIA und Intel durchzusetzen.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Die US-Wahlen haben, mit einem vermutlich gespaltenen Kongress, das von den Marktteilnehmern bevorzugte Szenario hervorgebracht. Welche Partei im Senat die Mehrheit hat, wird allerdings erst mit einer Stichwahl im Bundesstaat Georgia am 5. Januar 2021 entschieden. Viel wichtiger waren im November allerdings die Phase-3 Resultate zu mehreren Impfstoff-Herstellern, welche eine, in einem Ausmaß kaum zu erwartende hohe Wirksamkeit gezeigt haben. Eine Wirksamkeit von über 90 Prozent macht einen entscheidenden Unterschied, ob Covid-19 nur bis zu einem gewissen Maß eingedämmt oder aus dem Alltagleben weitgehend eliminiert werden kann.

Vor diesem Hintergrund sind die derzeit in Europa und teilweise auch in den USA verschärften Distanzierungsregeln und Teil-Lockdowns für die Kapitalmärkte nur noch am Rande von Bedeutung, da sich die Aussichten auf eine weitgehende Normalisierung des Wirtschaftsgeschehens deutlich verbessert haben. Geradlinig werden die Wirtschafts- und Börsentrends jedoch nicht verlaufen. Die Konjunkturdaten liegen zwar meist über den Erwartungen, es setzt sich aber vermehrt die an sich bekannte Einsicht durch, dass sich die nach wie vor schwachen Branchen, wie Reisen, Gastgewerbe und Events erst erholen, wenn Impfstoffe breit verfügbar werden, was noch einige Monate nicht der Fall sein wird.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. Daher sollte eine Anlagestrategie defensiv gestaltet sein. Gleichzeitig ergeben sich aber besonders bei Aktien auch Chancen für mittelfristig und langfristig agierende Anleger. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben, eine solide Bilanz aufweisen. Stärkere Rückschläge können als Möglichkeit zum Aufbau von neuen Positionen erachten werden, wenn diese in eine längerfristige Anlagestrategie passen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

Anlagemärkte Entwicklung

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Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
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  1. […] anderen, sondern ebenfalls den Finanzsektor. Mit dem Erfolg, den die Impfstoffe verbuchen konnten, rücken die guten mittelfristigen Aussichten wieder in den Fokus. Ebenso wirkt sich der Wahlsieg des neuen US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden positiv auf die […]

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